Sonntag, 26. Februar 2017

Rezept. Spanische Tortilla.

Und die Geschichte vom Tortillawender.
Seitdem mir von einem spanischen Freund die Grundlagen der Herstellung einer Tortilla, genauer: einer spanischen Tortilla, das heißt, einer Tortilla mit Kartoffeln, beigebracht wurden, gibt es regelmäßig Tortilla bei uns, aber bisher hat das Rezept noch nicht den Weg ins Blog gefunden. So geht's natürlich nicht, und nun ergab sich die Gelegenheit, dies nachzuholen.
Sehr praktisch beim Wenden einer Tortilla ist eine Keramikplatte mit einem Standfuß, den man beim Wenden als Griff verwendet. Da die flachen Topfdeckel, die auch gut geeignet wären, in meinem Haushalt schon seit den 1990-ern ausgestorben sind, haben wir in Spanien lange nach einem solchen Teil gesucht. Auf den Kanaren, unserem damaligen Aufenthaltsgebiet, gab es so was nicht. Wir fragten in jedem Eisenwarengeschäft (auf den Kanaren ein Laden, der ALLES für den Haushalt hat) und stöberten bei jedem Keramikstand. Nichts zu finden. Wir hatten die Suche dann gedanklich aufgegeben, bis wir dann in Kastilien, in the middle of nothing wie die Amerikaner oft sagen, nach einer Klosterbesichtigung in den Auslagen eines Keramikladens, eine solche Platte sahen. Der Laden war geschlossen - Mittagsruhe - doch ein Schild forderte uns auf zu klingeln. Im ersten Stock öffnete sich ein Fenster, eine Frau fragte nach unserem Begehren. Sie kam herunter, und wir zogen glücklich mit einer Platte zum Wenden der Tortilla von dannen. Besonders schön finde ich sie zwar nicht, aber sie erfüllt ihren Zweck hervorragend. Hat man weder diese spezielle Platte noch einen flachen Deckel alter Art nimmt man einen großen Teller zum Wenden zur Hilfe, einige Zentimeter größer als die Pfanne.
Sollten Sie mit Spaniern über die Zubereitung einer Tortilla sprechen, ich warne eindringlich, Vorsicht! Das kann sehr vermintes Gelände sein. Es beginnt schon bei der Frage mit oder ohne Zwiebeln. Mit Zwiebeln schmeckt sie besser, und sie wird saftiger, aber machen Sie das mal einem Zwiebelhasser klar. Nächster möglicher Konflikt ergibt sich bei der Zubereitung, denn "richtig" werden die rohen Kartoffeln und Zwiebeln in der Pfanne in Öl gebraten, bis sie weich sind. Sie dürfen dabei nicht braun werden. Dabei muss man entweder ständig rühren, oder man nimmt eben immer wieder Öl, was die Tortilla dann unnötig fett macht. Mein spanischer Freund kennt einen Trick, den ich übernommen habe, aber er schreibt dazu ...
Nein, erzählen Sie nicht weiter, welchen Trick ich bei meiner tortilla de patatas anwende. Y sobre todo, no se lo cuenten a ningún español, porque me lincharía. (Deutsch: Vor allem, erzählen Sie es keinem Spanier, der würde mich lynchen.)*
Es geht nämlich auch mit vorgekochten Kartoffeln. Das erfordert viel weniger Fett, und auf dieser Grundlage ist nun auch mein Rezept.
Zutaten:
pro Person
1 große Kartoffel
1 mittelgroße Zwiebel
1 Ei
Salz, Öl
Es ist wichtig, eine Pfanne zu verwenden, in der nichts anhängt. Die Pfanne sollte eher einen kleinen Durchmesser haben, denn die Tortilla sollte eine Höhe von 2-3 Zentimetern erreichen.

Zubereitung:

  1. Die Kartoffeln mit der Schale in Wasser kochen, dämpfen geht auch. Abkühlen lassen, pellen und in Würfel von ca. 1 cm schneiden.
  2. Die Zwiebeln schneiden und in einer Pfanne mit etwas Öl glasig dünsten. Die Kartoffelwürfel hinzugeben, salzen, und unter Wenden einige Minuten anbraten, die Masse soll heiß sein, aber es darf nichts braun werden.
  3. In einer großen Schüssel (es müssen die Eier plus die Kartoffelmasse hineinpassen) die Eier verquirlen, salzen. Die Kartoffelmasse in die Schüssel geben und gut mit den Eiern mischen.
  4. Die Pfanne mit einem Küchentuch auswischen, etwas Öl darin erhitzen und den Inhalt der Schüssel (Kartoffeln, Zwiebeln, Eier) in die Pfanne geben, gleichmäßig verteilen, dazu die Pfanne etwas hin und her rütteln. Bei mittlerer Hitze braten. 
  5. Ist die Unterseite schön gebräunt und die Eimasse fast gestockt, die Tortilla wenden. Dazu mit der Unterseite auf eine Platte gleiten lassen, evtl. Reste aus der Pfanne entfernen, ein wenig Öl auf die Oberfläche der Tortilla geben und die Pfanne umgedreht auf die Platte setzen. Hat die Platte einen Griff, ist es ganz einfach, Pfanne und Platte gleichzeitig zu wenden. Sonst die Pfanne mit hitzebeständigen Lappen o.ä. mit der Platte fixieren und mit Schwung umdrehen.
  6. Die zweite Seite der Tortilla braten, bis sie schön gebräunt ist.
  7. Schmeckt lauwarm oder kalt, auch am nächsten Tag noch.
*Zitat aus: G. Aparicio, Spanisch für Besseresser, Band I, Schmetterling Verlag, 2004, S. 71 ff.

Hier nun noch uralte Fotos von dem Ort, in dem wir den Tortillawender fanden. Am rechten Bildrand sieht man einige Keramikwaren, dort fanden wir zufällig den Tortillawender.
Mauer, Keramik
Zum Abschluss noch einige Eindrücke aus der Abtei Santo Domingo de Silos, in der Einsamkeit Kastiliens.
Kreuzgang Kaptelle
Die Bilder habe ich vor Urzeiten mal eingescannt, mit minimaler Auflösung, die Qualität ist daher nicht so doll.

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