Mittwoch, 5. März 2014

So war das Wintersemester 2013/14 - jede Menge Frühe Neuzeit.

Die Idee zu dieser Zusammenfassung war ja schon lange da, aber eine massive Schreib-Unlust hatte mich nach Ende der Vorlesungen gepackt. Schreibblockade hört man schon mal öfter, aber das ist mir zu sehr Psycho-Ecke. Ich sehe mich nicht auf der Couch. Nun, schreiben macht nun wieder Spaß, und somit folgt jetzt die Zusammenfassung meiner Uni-Aktivitäten im Winter.
Es war mein bisher eifrigstes Semester. Allein fünf Vorlesungen habe ich besucht, dazu kamen Ringvorlesungen aus der Antike und der Literatur.
Der Ausflug in die Physik hat sich als enttäuschend herausgestellt, je länger, desto mehr. In den ersten Terminen war es noch interessant, ich habe ja auch versucht, darüber zu schreiben, aber dann setzte sich beim Vortragenden ein Stil durch, der nicht nur mir immer mehr missfiel. Man steht, gerade als erfahrener Vortragender, nicht mit dem Rücken zum Publikum, und im Zusammenhang mit Nuscheln nervt es ganz gewaltig. Abgehakt.
Die Geschichte der Habsburger Dynastie in der frühen Neuzeit behandelte Vorlesung Nummer zwei. Von den Anfängen im Mittelalter über die größte (theoretische) Machtfülle im 16. Jahrhundert, als im Habsburger Reich sprichwörtlich die Sonne nicht unterging. Und wir endeten tatsächlich nach Abhandeln der diversen Linien, vielen Kaisern und fast unzähligen Hochzeiten unter Verwandten mit dem letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation im Jahr 1806, dem Habsburger Franz II. Hier wird es im Sommersemester weitergehen mit den Grundzügen der Geschichte der Habsburger Monarchie 1792 bis 1918, ein wenig Überlappung eingeschlossen.
Ausreißer im zeitlichen Kontext war die Mediengeschichte der Moderne, von der Fotografie bis zum Internetzeitalter. Klar, man kennt vieles, jeder hat schon mal ein Plakat gesehen. Aber die doch unterschiedliche Verwendung im Zeitenlauf fand ich sehr interessant. Zumal die Medien meist nicht völlig verschwinden, sondern nebeneinander existieren. Die "Neuen" nehmen den "Alten" zwar einige Nutzer weg, aber sie bringen sie nicht völlig zum Verschwinden. Die Vorlesung war exzellent vorbereitet, die Unterlagen enthielten jede Menge Links zu Archiven für alles mögliche (Zeitungen, Zeitschriften, Plakate, Wochenschauen, ...), was immer noch mal nützlich sein kann.
Wieder voll im Zeitrahmen der frühen Neuzeit war Handelsexpansion, Agrarreformen, Industrielle Revolution und ökonomische Theorien. Zur Geschichte der Globalisierung in der Frühen Neuzeit. Das war mein Liebling im Semester. Besonders gefallen hat mir der Ausflug in die Wirtschaftsgeschichte und das Aufzeigen der Gründe, warum z.B. Antwerpen im 16. Jahrhundert eine wahre Blütezeit erlebte, diesen Status aber nur einhundert Jahre später an Amsterdam abgeben musste. Auch glaubte ich schon vor Hören dieser Vorlesung, dass wirtschaftliches Handeln den Lauf der Geschichte mindestens genau so bestimmt wie ein Herrscher X oder ein Krieg Y, und dieser Glauben hat sich nicht geändert. Ich kenne jetzt nur ein paar Tatsachen mehr als vor einigen Monaten. Über diese Vorlesung und das Sub-Thema Kolonialisierung habe ich hier im Blog drei Beiträge geschrieben, was auch meine Begeisterung für diese Vorlesung belegt.
Der Abschluss der Woche kam aus der fränkischen Landesgeschichte. Die Bauern und 'ihr' Krieg? Ursachen, Verlauf und Folgen der Ereignisse von 1525 in Franken. Die Betrachtung von Ereignissen, die 1525 nur wenige Monate gedauert hatten, war wirklich gründlich. Vorgeschichte und Umfeld, tiefe Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Leute damals, die Anforderungen, die an sie von Kirche und Herrschaft gestellt wurden, auch und gerade in so einem Fleckenteppich von Herrschaft wie im damaligen Franken. Auch die schrecklichen Folgen der Ereignisse wurden nicht ausgespart. Ein detaillierter Einblick in frühere Zeiten, gerade wenn man in Würzburg und Umgebung zu Hause ist.
Die erste Ringvorlesung befasste sich mit Astrologie und Astronomie in der Antike. Auch hier hatte ich über einzelne Themen bereits berichtet. Eine Gemeinsamkeit haben die Forscher der Antike: sie haben meist zu wenig Material, und oft können sie keine wissenschaftlich fundierte Aussage machen, wie oder wofür das Material verwendet wurde. Als Beispiel die Himmelsscheibe von Nebra. Man sieht Sonne, Mond und Sterne, es könnte das Sternbild der Plejaden sein. Es gibt anscheinend jede Menge Theorien, wie diese Scheibe verwendet wurde, viele davon sind noch nicht mal in sich schlüssig, und alle zusammen sind nur Spekulationen. Man weiß nur, dass die Scheibe etwa 1600 v.Chr. zusammen mit Schwertern in Erde vergraben wurde. In diesem Rahmen durfte ich auch lernen, dass die vorgeschichtlichen Kalender keineswegs unseren heutigen Vorstellungen von Daten auf den Tag genau entsprachen. "Vermutlich" ist ein häufiges und passendes Wort in der Vorgeschichte.
Die zweite Ringvorlesung über WahnSinn in Literatur und Künsten besuchte ich nur für die Beiträge über Don Quijote und Madame Bovary. Interessant für einen Abend, aber mir wurde dadurch bewusst, dass mich inzwischen die Geschichtswissenschaften weitaus mehr interessieren als die Philologie. Irgendwann mal war das noch anders.
Wie geht es nun weiter? Das Vorlesungsverzeichnis ist veröffentlicht, ich glaube meine Wahl getroffen zu haben. Im Sommersemester erwarten mich sehr viel 19. Jahrhundert und der Erste Weltkrieg.

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