Freitag, 7. März 2014

Karl der Große - KarlsBilder.

Im Rahmen eines zweitägigen Kolloquiums hörten wir vier Vorträge über Karl den Großen bzw. wie sich seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit über die Jahrhunderte veränderte.Es begann gleich mit dem Festvortrag durch Johannes Fried, emeritiert von der Universität Frankfurt/M, der im Herbst 2013 eine große Monographie über Karl den Großen vorgelegt hat. Der Experte schlechthin momentan. Schon bevor sein Vortrag über Die Aktualität Karls des Großen - vom Verlangen nach Kunst bis zu Heavy Metal begann, konnte man sehen, dass Karl der Große "zieht", er zieht die Leute an. Das Audimax der Universität war übervoll, und auch nach Öffnung der Empore mit weiteren 40 Plätzen mussten immer noch einige spät Gekommene stehen. Johannes Fried spannte einen weiten Bilderbogen, von Produkten, die den Namen Karl der Große oder Charlemagne tragen, wie z.B. Schokolade aus Belgien, Tee aus Ingelheim oder Wein aus Burgund, über einen Ort Charlemagne in Kanada, der aus einem Sägewerk hervorgegangen ist, bis zu einer Heavy Metal Gruppe, die mehrere Alben mit Charlemagne betitelt. Im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Paris erschien 1943 ein Heft, eine Art Comic Charlemagne - empereur d'occident, das Karl den Großen, natürlich in Frankreich beheimatet, der sein Reich nach Deutschland und Italien ausgedehnt hat, als Heroen des Durchhaltens und als Sieger darstellt. Fried charakterisiert Karl aber auch selbst kurz und knapp, als Herrscher mit rationalen Ordnungsmustern, mit einem abstrahierenden, kategorialem Denkstil, mit Fragen, Wissen-wollen und Neugier. Karl holte viele Gelehrte an seinen Hof, was eine Erneuerung im Westen Europas nach sich zog. Er schuf die karolingische Minuskel, eine Schrift, die sich durch klare Buchstaben und eine deutliche Worttrennung auszeichnete und den karolingischen Reichskalender, der bis ins 12. Jahrhundert gebräuchlich war. 
Das zweite Karls-Bild wurde uns von Knut Görich aus der Zeit Friedrich Barbarossas vorgestellt. Es ging um die Heiligsprechung Karls des Großen, die am 8.11.1166 mit Urkunden für Aachen, einschließlich der Bestätigung der Aachener Privilegien, ausgefertigt wurde. Diese Heiligsprechung wurde lange Zeit nur im Kontext der Reichspolitik gesehen, als Stärkung der Position Friedrichs in der Auseinandersetzung mit Papst Alexander III und als Widerspruch zur Berufung des französischen Königs Ludwig VIII auf Karl den Großen.
Görich sieht jedoch ein anderes Motiv für Friedrich Barbarossa, nämlich die Stärkung der Stellung Aachens durch ihn, den Kaiser, als christlichen Herrscher und Bewahrer des Glaubens. Damit wurde ein neuer Kult in Aachen begründet, mit Konsequenzen für Stadt und Stift. Aachen war ab diesem Zeitpunkt nicht nur die Stadt der ersten Krönung der deutschen Könige, sondern auch Wallfahrtsort, und das war im Mittelalter auch aus wirtschaftlichen Gründen enorm wichtig.
Der Beitrag Der Kaiser Karl des Pfaffen Konrad befasste sich mit einer deutschen Übertragung des Rolandslieds (zwischen 1075 und 1110), die durch Konrad den Pfaffen etwa um 1170 entstand, und der Darstellung Karls des Großen im Epos und im Vergleich dazu der Rolands. Für mich interessant war, wie an die Bewertung herangegangen wurde, nämlich erst einmal rein mengenmäßig. Und da taucht Karl lange nicht so häufig auf wie Roland. Auch ist seine Darstellung als Kämpfer eher unbedeutend, umsomehr werden ihm christliche, religiös motivierte Attribute zugesprochen.
Der letzte Vortrag, den wir hören konnten, machte zeitlich einen großen Sprung in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Franz Fuchs sprach über die Verwissenschaftlichung des Karlsbilds von Leibniz und Eckhart. Nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass ich über diesen Johann Georg Eckhart schon gehört hatte, als Bibliothekar und Geschichtsschreiber unter dem Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (Fürstbischof 1724-1729). Eckhart bekam den Auftrag, die Geschichte des Hochstifts Würzburg zu schreiben. Eckhart legte diesen Auftrag genauso weit aus wie sein Lehrmeister Gottfried Wilhelm Leibniz in Hannover. Dieser hatte den Auftrag erhalten, eine Geschichte der Welfen (des Herrscherhauses in Hannover) zu schreiben, und schrieb eine Geschichte des (Heiligen Römischen) Reiches mit einer ausführlichen Würdigung Karls des Großen. Eckhart erstellte eine Gesamtgeschichte der Merowinger und Karolinger, in der dann auch das Hochstift Würzburg vorkam. Eckhart gab Karl dem Großen viel Raum, nahm alte Texte als Faksimile mit in das Werk auf, brachte ausführliche Zitate zum Tod Karls, sein Testament, eine Schilderung der Öffnung des Grabs von Karl unter Otto III zu Pfingsten im Jahr 1000, zeigte Fundorte und Ansichten von Münzen aus der Zeit Karls. Eckharts zweibändiges Werk wurde 1731, nach seinem Tod, und nach vielen Problemen mit dem Domkapitel schließlich auf Anordnung des neuen Bischofs doch noch veröffentlicht.

Das Tagungsprogramm: http://www.mfn.uni-wuerzburg.de/fileadmin/EXT00280/Bilder/Tagungsprogramm_Karlsbilder.pdf 

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