Sonntag, 8. Juli 2018
Uni. Wir retten Bücher.
Die Universitätsbibliothek Würzburg ist nicht nur eine Bibliothek für Lehre und Forschung, sondern hat in ihrem Bestand auch Bücher und Handschriften des ehemaligen Hochstifts Würzburg, dem weltlichen Herrschaftsgebiet der Fürstbischöfe von Würzburg, das bis 1802 bestand. Seit 1814 gehört Würzburg ohne Unterbrechung zu Bayern und wurde von einer Universitäts- und Residenzstadt zur immer noch Universitätsstadt, aber auch zur Provinz. So wundert es nicht, wenn man erfahren muss, dass die Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximiliand-Universität in München, die für Altbayern eine ähnliche Archivfunktion erfüllt wie die Würzburger Bibliothek für das ehemalige Hochstift, als einzige Universität in Bayern eine staatliche Förderung zur Bewahrung dieser Bücherschätze erhält. Würzburg und andere Universitäten in Bayern müssen solche Ausgaben aus dem allgemeinen Haushalt der Universität finanzieren, und die Bildungshaushalte sind in Deutschland bekanntlich knapp bemessen, allen Politikerreden zum Trotz.
In der Bibliothek in Würzburg gibt es eine ganze Reihe von alten Büchern, die dringend restauriert gehören, und so hat der Alumni-Verein der Universität in diesem Jahr eine Spendenaktion gestartet. Wir haben uns beteiligt und konnten an einem Sonntagvormittag die "Buchpatienten" besichtigen.
Bei den folgenden Fotos sieht man die Beschädigungen.
Von der Restauratorin, die an diesem Sonntag auch anwesend war (DANKE!) wurde uns auch gezeigt, wie und mit welchen Materialien restauriert wird. Diese Arbeiten sind sehr vielseitig, denn es geht nicht nur um reine Reparatur oder Wiederherstellung des Papiers, es sind ja auch die Einbände defekt (Leder, Holz, Pappe), die Schließen (Metall, Leder, Bänder), die Heftung, und so weiter.
Hier im Bild Einbände und Schließen. Die Restauratorin muss - obwohl eigentlich gelernte Buchbinderin - auch Metall bearbeiten können.
Links Leder von ganz unterschiedlichen Tieren, das mit Naturfarben gefärbt wird, rechts Einbanddeckel aus Holz, alt und neu.
Uns wurde auch erklärt, dass man heutzutage zwar Beschädigungen beseitigt, aber nicht fehlende Seitenteile oder Textstellen wieder einfügt, auch wenn man sie aus anderen Ausgaben des Buchs (z.B. in einer anderen Bibliothek) kennen würde. Eine herausgerissene halbe oder auch ganze Seite bleibt für dieses Buch herausgerissen, es wird z.B. nur verhindert, dass die Seite weiter einreisst.
Im Folgenden Beispiele für Buchpatienten, in diesem Buch ist eine mittelalterliche Ansicht von Würzburg aufgeschlagen.
Atlanten zeigen, was unsere Vorfahren zu dieser Zeit von der Welt wussten.
In einer Lutherbibel, die 1522 gedruckt wurde, ist das Johannesevangelium aufgeschlagen, die Illustrationen stammen von Lucas Cranach d.Ä.
Der Riss wird nun repariert werden.
Alle Bücher, die im Rahmen dieser Aktion repariert werden, werden auch digitalisiert, das heisst, sie stehen wieder für die Forschung in aller Welt zur Verfügung, und sie müssen dazu ihren Archivplatz nicht verlassen.