Die Vorlesung Methodische Grundlagen der Frühen Neuzeit behandelte einmal nicht Herrscher oder Politik, sondern kümmerte sich um die Inhalte und Methoden, mit denen sich die Geschichtswissenschaft beschäftigt, hier eingegrenzt auf die Frühe Neuzeit. Nach einer Einführung über den Begriff Frühe Neuzeit, ihre Räume und Epochen, ging es an die Teilbereiche Quellenkunde (was ist eine Quelle, welche Quellen kennt die Frühe Neuzeit, welche Hintergründe können abgeleitet werden), Paläographie & Typographie (die Lehre von den Schriften, welche gab es in der Frühen Neuzeit, und vom Drucken), Chronologie (Kalenderrechnung), Genealogie (Ahnenforschung). Die historischen Forschungsmethoden und ihre Entwicklung über die Zeit, die Wechselwirkung Quelle - Wissen bzw. Quelle - Fragestellung und die Forschungskontroversen schlossen diese interessante Vorlesung über die Grundlagen der Geschichtswissenschaften ab.
Ein ganzes Themenfeuerwerk wurde in der Vorlesung Vom Wiener Kongress bis zur Reichsgründung 1815-1871 abgebrannt. Von den Strukturen des Alten Reichs über die Modernisierungen in der Napoleonischen Ära, dem Dualismus Österreich - Preußen, der Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ab 1803, dem Wiener Kongress, dem Mächtesystem der Pentarchie bis zu den Revolutionen 1848/49 eilten wir im Sauseschritt. Der Krimkrieg und seine Folgen für das Mächtesystem, die Industrialisierung und der Liberalismus folgten. Damit waren die Vorarbeiten zum Verständnis der politischen Situation in Preußen ab 1860 und dem Eintritt Bismarcks in die preußische Politik 1862 gegeben. Im Detail hörten wir über Bismarcks Realpolitik und außenpolitische Erfolge zur Lösung innenpolitischer Blockaden, um dann mit dem preußisch-österreichischen Krieg und der Schlacht bei Königgrätz die Entscheidung für die kleindeutsche Lösung und damit die Voraussetzung für die Reichsgründung erreicht zu haben.
In diesem Semester konnte ich endlich mal eine Vorlesung über Kunstgeschichte finden, die nicht morgens um 8 Uhr stattfand, für mich ein absolutes Ausschlusskriterium. Sie handelte vom Bauhaus, der Kunst-, Handwerks- und Designschule, die 1919 in Weimar gegründet wurde, 1925 nach Dessau umzog, dort am 30.09.1932 geschlossen wurde und in viel kleinerer Form in Berlin noch bis zum April 1933 bestand. In dieser Vorlesung wurden die Künstler und ihre Werke vorgestellt, man sah Fotos von Häusern, von Stühlen (sehr viele Stühle!), von Bildern, Designobjekten, Skizzen usw. Der Professor machte auch einen Abstecher in das Projekt Neues Frankfurt von Ernst May, in dem der Urtyp der modernen Einbauküche, die Frankfurter Küche, entwickelt wurde. Dazu zeigte er uns einen Werbefilm, schwarz-weiß, ohne Ton, aus der Zeit. Dabei war ihm wichtig, mehrfach zu betonen, dass die neue Küche auch eine neue Frau bedeutet, kein Hausmütterchen mit Schürze, sondern eine elegante Frau mit Kurzhaarschnitt und natürlich ohne Schürze. Zu sehen ab ca. 3:05, Dauer insgesamt 7:35. Viel Spaß!
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