Schon im vergangenen Jahr hatte ich mir den Titel "Alles über Sally" von Arno Geiger auf Grund einer Empfehlung (vermutlich aus der FAZ) aufgeschrieben. "Wenn du mal wieder ein Buch suchst und nicht weißt, was ...". Die Gelegenheit ergab sich erst jetzt kurz vor den Ferien, und ich ließ es mir schicken. Nun ist es ausgelesen.
Kurz gesagt, mein Fall ist es nicht so. Kein Totalverriss, aber richtig weiter empfehlen würde ich es auch nicht. Als Schulnote würde ich eine Drei geben.
Die Story spielt im Zeitraum von irgendwann in den Sommerferien bis nach Weihnachten. Erzählt wird von einem Ehepaar, Sally und Alfred, sie 52, er 57 Jahre alt, etwa 30 Jahre zusammen, davon etwa 25 Jahre verheiratet, 3 Kinder, wohnhaft in Wien.
Die Ferien werden jäh unterbrochen, weil in ihrem Haus in Wien eingebrochen wurde, die Einbrecher haben nicht nur Dinge gestohlen, sondern das Haus auch verwüstet. Zitat: "Nur der Kirschsirup an den Wänden erweckte ein wenig den Eindruck, hier sei jemand im Blutrausch abgestochen worden;" Die Organisation der Renovierung bleibt an Sally hängen, Alfred bedauert abhanden gekommene Dinge und vor allem sich. Sally gönnt sich eine Affäre und wird kurz darauf selbst betrogen, da ihr Liebhaber seine Ehefrau und Sally zugunsten einer jungen Frau verlässt. Zitat: "Er meinte, wenn ihm lediglich noch zehn Jahre blieben, wolle er diese Zeit genießen." Eingewoben in die Schilderung der Jetztzeit sind Rückblicke auf das gemeinsame Leben mit Alfred, die Zeit des Kennenlernens, des Hauskaufs, als die Kinder klein waren. Doch all diese Erlebnisse werden überwiegend vom sexuellen Standpunkt betrachtet. Schilderung der Erinnerung und wie sie Sex mit Alfred hatte, wo, warum. Interessiert mich das? Ich für mich: Nein.
Im vorletzten Kapitel kommt Alfred zu Wort, der besessene Tagebuchschreiber, und er teilt sich über sein Tagebuch mit. Es zeigt sich, dass er nicht ganz so weltfremd und in sich verschlossen ist, wie Sally glaubt, er bekommt einiges mit, zieht es jedoch vor, zu schweigen. Zitat: "... ich kann sagen, diesmal bleibt Sally für ein Jahr zu Hause, wurde auch Zeit, das weiß ich, ich weiß es still bei mir und bin klug genug, es zu verbergen, tief drinnen, viel tiefer drinnen, als ich an irgendeiner Stelle bereit bin, dort liegt das Wissen, dass Sally eine ganze Weile zu Hause bleibt, und auch das Wissen, dass sie nicht ganz gehen wird, ...". Ob man dieses Buch wirklich als "die Geschichte einer großen Liebe" bezeichnen sollte, wie es der Klappentext tut, das bezweifle ich jedoch.
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