Eine Freundin hatte mich kurzfristig gebeten, sie ins Konzert mit dem Radio Sinfonieorchester Stuttgart (RSO) zu begleiten, da jemand krank geworden war. Ich entschloss mich spontan mitzugehen. Und es hat sich gelohnt. Das Programm unter Sir Roger Norrington, der seine letzte Saison als Chefdirigent des RSO erlebt, war eher konservativ und begann mit der Ouvertüre zum Freischütz (Carl Maria von Weber). Dadurch gut eingestimmt und angewärmt hörten wir das Klavierkonzert Nr. 2 von Béla Bartók, gespielt von der knapp 24-jährigen Chinesin Yuja Wang. Das Konzert ist technisch sehr schwierig, der Komponist selbst spielte es bei der Uraufführung 1933 und tourte anschließend damit sehr erfolgreich durch Europa. Auch die junge Pianistin feierte schon große Erfolge und spielte mit renommierten Orchestern. Ich halte sie für fähig, eine große Karriere zu machen, sofern sie sich nicht zu früh verheizt.
Der musikalische Abend endete mit der 7. Sinfonie von Beethoven. Dieses Werk wurde nach den Angaben im Programmheft am 8. Dezember 1813, also knapp zwei Monate nach der ersten gravierenden Niederlage Napoleons bei Leipzig, im Rahmen eines Wohltätigkeitskonzerts in Wien uraufgeführt. "Patriotische Stimmung muss die Aula der Wiener Universität erfüllt haben, Erleichterung über den ausgestandenen Schrecken - Napoleons Ende war schon absehbar - und Freude über die Siege der Alliierten. Das Konzert wurde ein überwältigender Erfolg; keine Sinfonie Beethovens war bis dahin derart gefeiert worden." Auch fast 200 Jahre später war das Publikum begeistert, auch wenn die äußeren Rahmenbedingungen zum Glück ganz anders waren.
Ich jedenfalls erlebte große Glücksgefühle, einen so schönen Musikabend erlebt zu haben und bedauere die Kranke, dass ihr dies entgangen ist.
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