Der Reichtum der Stadt Erfurt im Mittelalter begründete sich nicht nur durch die Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen, der Via Regia von Ost nach West, vom Rhein nach Schlesien, und einer Nord-Süd-Route. Die Erfurter steuerten auch ein begehrtes Handelsprodukt bei, das in der Umgebung der Stadt angebaut und in Erfurt verarbeitet wurde, den Waid, korrekt: Färberwaid. Eine genaue Beschreibung über Umfang des Anbaus, Verarbeitung und Vertrieb findet man hier. Aus der Waidpflanze kann man denselben Farbstoff gewinnen, den wir als "Indigo" kennen. Man konnte damit also Stoffe blau färben. Waid war im Mittelalter äußerst begehrt und wurde entsprechend gut bezahlt. Es wurde später vom Indigo verdrängt, das in den Kolonien billiger anzubauen war, und seit nach 1870 die synthetische Herstellung von Indigo gelang, hat auch diese Pflanze ihre Bedeutung verloren.
Ich erzähle hier die recht kurzgefasste Version zur Herstellung des blauen Farbstoffs aus Waid eines Erfurter Stadtführers.
Waid ist eine Pflanze, die rund um Erfurt und auch im Thüringer Wald angebaut wurde. Waid wurde geschnitten, getrocknet, zu Ballen geformt und in Fässern nach Erfurt transportiert. Das Ballenwaid wurde in den Fässern etwas zerkleinert und durch eine Mischung aus Wasser und männlichem Urin zur Gärung gebracht. Die Waidgärung fand auf den Dachböden statt, es muss sehr gestunken haben. Nach drei bis vier Monaten hatte sich ein Bodensatz gebildet, der getrocknet wurde. Dieses graugrüne Pulver wurde auch exportiert, u.a. nach Gent und Brügge, und brachte sehr viel Geld, es wurde buchstäblich mit Gold aufgewogen.
Auch die Färbeprozedur war nicht so ganz einfach, sie begann üblicherweise am Samstag. Weißes Tuch wurde in eine Brühe aus dem Waidpulver, weiteren Zutaten und Wasser gehängt und in der Sonne getrocknet. Mehrfach. Das Tuch verfärbte sich gelb. Am Sonntag, dem zweiten Tag, ging das Verfahren weiter, und das Tuch wurde langsam grün. Am dritten Tag wurde die Prozedur fortgesetzt, und das Tuch wurde langsam blau. Wenn am Montag also „blau gemacht“ wurde, dann war man noch mit dem Färben beschäftigt. Soweit der Erfurter Stadtführer.
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