Vor vier Jahren noch, 2003, brauchte man mit der Fähre von Teneriffa nach El Hierro volle vier Stunden. Der Dampfer fuhr mit 30 km/h, startete um 9 Uhr in Los Cristianos, war um 13 Uhr in El Hierro, um nach einer Stunde für Ent- und Beladen wieder zurückzufahren, wo er pünktlich um 18 Uhr anlegte. Wenig später ersetzte die Reederei Fred Olsen (typisch kanarischer Name!) den uralten Dampfer durch einen nicht ganz so alten Katamaran, der die Strecke in zweieinviertel Stunden zurücklegt. Und dies wie vorher auch einmal täglich, sechsmal die Woche, Samstags nie.
Im letzten Jahr wurde plötzlich der Fahrplan geändert, von 12:30 Abfahrt in Teneriffa auf 10:30, ohne jedoch früher zurückzufahren, die Fähre liegt nun nach dem Entladen von etwa 13 Uhr still bis dann gegen 15:30 wieder beladen wird, um um 16 Uhr zu starten. Die Bevölkerung und die kanarische Regierung protestierten bei der Reederei, vergeblich. Es gab Diskussionen, wie man die Reederei verpflichten könne, ein Minimalangebot anzubieten, bei dessen Ausgestaltung die kanarische Regierung mitreden könnte. Nach meinen Informationen hat es nicht gefruchtet.
In Vorbereitung unserer Reise hierher musste ich im September mit Schrecken feststellen, dass die Fähre nur noch dreimal die Woche fuhr. Das hat auch die einheimische Bevölkerung sehr getroffen, die Proteste flammten wieder auf. Momentan ist alles wie früher, sechsmal die Woche, jedoch wurde von den Herreños eine Kundgebung organisiert, die am 22. Oktober hier im Hafen stattfand. Wie die Zeitungen berichteten, waren 2.000 Leute anwesend, das sind mehr als 20% der Bevölkerung! Ob es eine positive Auswirkung hat, ist zu bezweifeln, allerdings muss sich eine Provinzregierung auch überlegen, inwieweit man jedes Mitspracherecht aus den Händen gibt, wenn die Verkehrsanbindung an kommerzielle Unternehmen abgegeben wird.
Die Reederei Fred Olsen hat auf den kanarischen Inseln eine starke Position. Vor über fünfzehn (!) Jahren wurde mit EU-Geldern auf der Nachbarinsel Gomera ein Jet-tauglicher Flughafen gebaut. Es ist also möglich, mit einen Airbus oder einer Boeing 737 dort zu landen, es wurde nur nie eine Genehmigung für die Fluggesellschaften erteilt. Die Folge davon ist, dass die Touristen nach wie vor in Teneriffa landen, zum Hafen gefahren werden und mit einer Fähre der Reederei Fred Olsen nach Gomera übersetzen. Honi soit que mal y pense.
Mitglieder der kanarischen Regierung haben davon gesprochen und die hiesigen Zeitungen haben es mehrfach wiederholt, dass eine ordentliche Verkehrsanbindungn zu den Grundrechten des modernen Menschen gehöre. Wenn dies so ist, sollen sie bitte aktiv für die Grundrechte eintreten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen