Mittwoch, 18. Dezember 2013

Kolonialisierung in der frühen Neuzeit #2.

Im ersten Teil habe ich die Entdeckungen und die Kolonialisierung durch Portugiesen und Spanier von Ende des 15. bis ins 16. Jahrhundert  beschrieben, nun will ich auf die Ausdehnung der Handelsbeziehungen durch Niederländer und Engländer eingehen.
Die Niederländer hatten die Nase vorn. Während die Spanier ihren Handel mit der neuen Welt in eigener Regie abwickelten (alle Schiffe mussten nach Sevilla fahren und wurden dort entladen), brachten die Portugiesen ihre kostbare Fracht wie z.B. Gewürze, ab etwa 1540 direkt zu den Abnehmern nach Antwerpen. Die Einschränkungen des Handels durch die Spanier, zu deren Reich die Niederlande damals gehörten, und der Wunsch der Bevölkerung, dem Calvinistischen Glauben anzugehören, führte zum Freiheitskampf der Niederlande ab 1568, der 1581 zur Spaltung des Landes führte. Der nördliche Teil war protestantisch, eine Republik, und im Krieg mit Spanien, der südliche katholisch und weiterhin unter spanischer Besatzung, die den militärischen Druck ständig erhöhte. Antwerpen war als Handelort durch spanische Besetzung blockiert, in der Folge wurde Amsterdam der Mittelpunkt des weltweiten Handels bis ins 18. Jahrhundert. Protestanten aus den südlichen niederländischen Provinzen zogen nach Norden, in die freie Republik, und entzogen dem Süden damit Know-How und Kapital. Diese Kaufleute erkannten, dass mit dem Fernhandel gute Geschäfte zu machen waren, Kapital hatten sie, also gründeten sie 1602 die Vereinigte Ostindische Kompanie (VOC), die erste Aktiengesellschaft der Welt. Diese übernahm den Gewürzhandel mit Asien und drängte die Portugiesen im asiatischen Raum zurück.
In England wurde die East India Company (EIC) bereits am 31.12.1600 gegründet, ebenfalls von Kaufleuten, zu Erhöhung von Ruhm und Wohlstand der Nation England. Die EIC durfte in Afrika und Asien frei handeln, hatte eine eigene Gerichtsbarkeit (sofern sie nicht englischen Gesetzen widersprachen) und durfte außerhalb Englands Rechtsakte ausüben. Ihre Niederlassungen waren so eine Art englischer Vorposten in Afrika, vor allem jedoch in Asien. Ähnliche Rechte hatte die VOC von den Niederlanden zugestanden bekommen. Diese Rechte wurden immer wieder erneuert, wofür dann Gebühren fällig wurden.
Beide Gesellschaften sind Ausdruck des Strebens um Vorherrschaft der jeweiligen Länder und damit Ausdruck des merkantilistischen Systems, das durch staatliche Regulierungen die jeweils eigene Wirtschaft stärken wollte. Die beiden Gesellschaften, VOC und EIC waren nun Konkurrenten in Afrika und Asien, doch das Gebiet war so groß, dass sie ohne große Probleme einen modus vivendi fanden. Die EIC hatte ihren Schwerpunkt in Indien, die VOC in Indonesien. So kam man sich kaum in die Quere, zum Nutzen aller.
In die Gründungszeit der beiden Kompanien fällt auch die Idee des freien Handels auf den Meeren. Der Niederländer Hans Grotius formulierte sie 1609 (de mare liberum), die Engländer wollten zwar auch selbst auf den Meeren freie Bahn haben, England sollte jedoch ihnen selbst vorbehalten bleiben, und John Selden setzte 1635 die Idee von Hoheitsgewässern (mare clausum) gegen die Idee der Freiheit des Handels überall. Noch eins draufgesetzt wurde 1651 durch den Navigation Act, der England abschottete, indem er die Einfuhr von Gütern nach England (und seine weiteren Besitzungen) nur durch englische Schiffe erlaubte.

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