Noch bis zum 17 Februar 2013 ist in Stuttgart die Große Landesausstellung "Die Welt der Kelten" zu sehen. Erfahrungsgemäß werden diese Landesausstellungen immer voller, je näher das Ende naht. Daher bemühten wir uns, rechtzeitig und auch noch vor dem Weihnachtsmarktrummel anzureisen. Kurz vorweg, es lohnt sich, eine Anreise von einigen Stunden inklusive.
Die Ausstellung teilt sich in zwei Teile, einmal Zentren der Macht, dieser Teil wird im Kunstgebäude gezeigt, zum anderen Kostbarkeiten der Kunst im Alten Schloss. Beide Orte sind keine fünf Minuten (zu Fuß) auseinander, mitten in Stuttgarts guter Stube.
Schön ist, dass man die beiden Teile der Ausstellung an verschiedenen Tagen besuchen kann, das ist natürlich mehr für Leute vor Ort interessant.
Gleich die erste Frage "wer waren die Kelten" ist nicht eindeutig zu beantworten. Im Begleitband auf Seite 22 findet man dazu "Mit diesen Namen [keltoi, galli oder celtae (griechische oder römische Bezeichnungen)] wurde pauschal die in Stammesverbände gegliederte Bevölkerung des eisenzeitlichen Mitteleuropa beschrieben. Weder im ethnischen noch im politischen Sinne besaßen die einzelnen Stämme der Kelten eine gemeinsame, sie verbindende Identität. Dennoch zeigen ihre materiellen Hinterlassenschaften über weite Teile des heutigen Europa Gemeinsamkeiten in Kunst und Handwerk sowie allem Anschein nach auch in Religion und Sprache."
Die Kelten nutzten erst sehr spät eine Schrift, und sie nutzten die griechische oder lateinische Schrift, hatten nichts selbst entwickelt. Leider gibt es keine eigenen keltischen Urkunden, oder Korrespondenz ihrer "Fürsten", geschweige denn eigene Geschichtsschreibung, die auf keltische Lebensweise schließen lassen. So können nur die subjektiven griechischen Texte herangezogen werden, oder die Archäologen bleiben auf das angewiesen, was sich aus den ausgegrabenen Funden schließen lässt.
Zum Glück für die Archäologen bestatteten die Kelten über mehrere hundert Jahre hinweg ihre "Fürsten" oder hochgestellten Persönlichkeiten sehr aufwendig. Die Funde aus den Gräbern sind die Basis des Wissens über die Kelten.
Zentren der Macht zeigt auch die vielfältigen Handelsbeziehungen, die die Kelten mit dem Mittelmeerraum unterhielten, im Wesentlichen lieferten sie Metalle und erhielten Wein und Luxusgüter im Austausch. Außerdem werden die großen keltischen Fundstätten, wie z.B. die Heuneburg, mit ihrer Lage und Umgebung im einzelnen gezeigt, und welche Statuen und Kostbarkeiten dort jeweils gefunden wurden.
In ihrer Spätzeit (2. und 1. Jh. v. Chr.) hatten die Kelten mit dem "Oppidum" die mitteleuropäische Version der antiken Stadt geschaffen.
Interessant auch der Raum, in dem die archäologischen Fundstätten und ihre Entdeckung gezeigt werden. Spektakulär und vielleicht aus dem Fernsehen noch präsent war der Abtransport eines Fürstinnengrabs im Ganzen aus dem Bereich der Heuneburg in eine Halle, in der der Fund dann unter idealen Bedingungen im einzelnen ausgegraben werden konnte.
Bei den Kostbarkeiten der Kunst wird aufgezeigt, dass die Kelten die Kunst nicht aus sich heraus entwickelten. Sie kopierten anfänglich Vorbilder aus dem Mittelmeerraum, speziell von den Etruskern und aus Griechenland. Man hat sowohl diese Vorbilder gefunden als auch das, was die Kelten selbst daraus gemacht haben, und in der Ausstellung kann man das gut vergleichen. Dadurch wird aber auch deutlich, dass die Kelten sehr gute Handwerker waren, speziell in der Metallbearbeitung waren sie wahre Meister. Wir wissen heute oftmals nicht, mit welchen Hilfsmitteln die Schmuckstücke hergestellt wurden, die Ausführung ist qualitativ hochstehend. Aus den Vorbildern heraus entwickelten die Kelten aber auch eigene Ornamente und Formen.
Besonders beeindruckt hat mich eine Vitrine, in der eine Serie von Armreifen aus Glas präsentiert wird, in den unterschiedlichsten Farben und viel schöner als auf dem Foto der offiziellen Website, da die Reifen in der Vitrine von hinten beleuchtet werden und richtiggehend strahlen. (Wie lange das Foto verfügbar sein wird, ist mir nicht bekannt).
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