Im Landestheater in Coburg spielen sie zur Zeit die Oper Faust von Charles Gounod. Wie meist sind meine Eindrücke von Musik und Inszenierung durchaus unterschiedlich. Die Oper erzählt die Gretchen-Geschichte aus Faust I, also Kennenlernen und Verführung von Marguerite durch Faust, der sich an den Teufel verkauft hat. Marguerite wird von Faust verlassen, bekommt ein Kind, das sie umbringt. Sie wird verurteilt und bei Goethe hingerichtet, bei Gounod wegen Ihres Glaubens gerettet.
Das Umfeld dieser Tragödie wird durch den Chor symbolisiert. Eine strenge Gesellschaft, alle Frauen gekleidet mit hochgeschlossenen weißen Spitzenblusen, alle Männer mit dunkler Hose, weißem Hemd und dunkler Krawatte. Diese sehr geschlossene Gesellschaft trifft zusammen in der Kirche, feiert auch mal zusammen, aber sie schottet sich ab gegenüber Außenseitern. Die Außenseiter erleiden ihre Geschichte, Faust, Marguerite, auch ihr Bruder Valentin und ihr Verehrer Siebel. Sie alle gehören nicht zu dieser Gesellschaft. Von Gounod wurde diese Oper sehr viel christlicher angelegt als Goethe das in seinem Stück gemacht hat. Gerade die Errettung Marguerites am Ende folgt diesem Ansatz. In der Inszenierung ziehen große Kreuze aus vielen kleinen Birnchen die Blicke auf sich und überstrahlen die Szene. Besonders befremdlich fand ich den Auftritt des gekreuzigten Jesus in den letzten Minuten, bleich, mit Wundmalen und Dornenkrone, der persönlich Marguerite dem Teufel entreißt. Gut getroffen und gespielt ist Mephistopheles. Kein finsterer Teufel, sondern ein charmant auftretender junger Mann. Der Teufel kann eben hinter jeder Maske stehen, auch wenn sie noch so harmlos aussieht. Alban Lenzen singt diese Partie hervorragend, ebenso wie Jennifer Bird als Marguerite. Diese beiden sind mir musikalisch besonders positiv aufgefallen. Es mag auch daran liegen, dass zwei Sänger als indisponiert angekündigt wurden. Aber der Besucher, der ein Stück nur ein Mal sieht und hört, hat ja keinerlei Vergleichsmöglichkeit.
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