Donnerstag, 4. Oktober 2007

Kein Kuss für Oma

SenTheater2007
Einmal im Jahr produziert das Seniorentheater "5te Jahreszeit" ein neues Stück, jedes Mal eine Eigenentwicklung, die über das Jahr aus Improvisationen entsteht. Diesmal heißt das Stück "Kein Kuss für Oma" und handelt von den allbekannten Problemen des Altwerdens. Das Besondere in diesem Jahr ist die Mitwirkung von sechs Jungen und Mädchen, die unter demselben Dach ihre Theatergruppe haben. Jung und alt haben sich diesmal mit Erfolg zusammengetan.
Es ist ein ganz respektables Stück geworden, das in 70 Minuten gespielt wird. Auf einem Markt- oder Spielplatz treffen sich eher zufällig die Bewohner eines nahen Altenheims und der umliegenden Wohnungen, darunter die Kinder. In schnell wechselnden Szenen werden verschiedene Menschentypen und ihre Probleme dargestellt, und kaum ein Klischee wird ausgelassen. Zum Glück bleibt der Humor nicht auf der Strecke, und bald schon wird nach jeder Szene applaudiert.
Da gibt es die strenge Altenpflegerin Gisela, die niemals Zeit hat, das immer noch verliebte Paar Lisl und Gustl, an denen wir beobachten, wie er sie manipuliert. Sie weiss und merkt es, und lässt es doch geschehen. Dann die ehemalige Lehrerin Marie (auf dem A betont: Mári) mit ihrem eingebildeten Hund Fifi. In dem Altenheim darf man keine Tiere halten, klar. Dann Frau Schulz, die sich unendlich allein fühlt und es auch ist, obwohl sie fünf Kinder hat. Aber sie kann ihre Tochter Elise auch ordentlich triezen mit der Tatsache, dass diese wie ihre Geschwister kinderlos ist. Das tut Elise richtig weh, und sie hat kein Mittel dagegen. Sehr eindrucksvoll die vier Damen einer WG (Wohngemeinschaft), davon drei so richtige Beißzangen (das schwäbische Lexikon sagt dafür "böse Frau" als hochdeutschen Ausdruck), die bevorzugt die arme Vierte als ihr Opfer sehen, an dem sie ihre Bosheiten auslassen. Die Berlinerin Frau Breuer, die sich für einen Heimplatz bewirbt und Carlos Gómez, der Kreuzworträtselfan spanischer Herkunft runden die Charaktere der Erwachsenen ab.
Auch bei den Kindern sieht man Bekanntes. Zwei die immer zusammen rumhängen, ein Mädchen, das nicht mitspielen darf, der Junge, der sich alle Sonderwünsche von den Großeltern finanzieren lässt. Und dann Nevin, der keine Großeltern hat und sich eine Oma sucht.
Es ist unterhaltsam gemacht, trotz der ernsten Themen, mit grotesken Übertreibungen. Ohne die wäre das Stück auf Grund der Problemthemen viel zu traurig. Denn leider sind die vielen Klischees, die bemüht werden, viel zu oft Wirklichkeit.

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